Wenn man über die EPK – die ereignisgesteuerte Prozesskette – spricht, kommt man zwangsläufig auch auf die fehlende Standardisierung dieser Notation. Dabei kann man sich darüber streiten, ob dies ein Vor- oder Nachteil ist.
Ein Vorteil ist mit Sicherheit, dass man vollkommene Freiheit hat. Also sich quasi seine eigene individuelle Notation schaffen kann. Gerade für mich als Freiberufler, der oft mit unterschiedlichen Kunden zu tun hat, hat sich dies schon oft positiv ausgewirkt. Unterschiedliche Kunden oder auch unterschiedliche Anwender haben unterschiedliche Sichten und Erwartungen an die Prozessmodelle. Was für den einen Kunden eine absolut notwendige Information im Modell ist, kann für den anderen absolut uninteressant sein. Mit der EPK und entsprechenden Tools hat man die Möglichkeit, eine auf den Kunden zugeschnittene Lösung zu entwerfen.
Genau das kann man aber auch als Nachteil sehen. Man muss seine eigenen Konventionen schaffen (oder wiederverwenden), und diese sauber dokumentieren. Tut man dies nicht, entsteht schnell ein Wirrwarr an Prozessmodellen, die alles andere als einheitlich sind. Und damit geht auch oft die Einfachheit und Lesbarkeit dahin. Zudem neigt man bei all dieser Freiheit gerne dazu, die EPK mit Informationen zu überladen. Die Vielzahl an möglichen Symbolen und Objekten beschert so schnell eine Komplexität, die allenfalls noch von den Erstellern zu verstehen ist.
Nach nun ca. 25 Jahren der fehlenden Standardisierung machen sich nun einige Experten daran, für die EPK eine Standardisierung zu entwickeln, so wie beispielsweise bei BPMN. Mehr Infos hierzu unter www.epc-standard.org. Dort kann man sich auch an der Arbeit beteiligen.
Wohin das Ganze führen wird? Man darf gespannt sein. Einer der wesentlichen Hintergründe besteht darin, die EPK „bereit“ für die Integration bzw. den Austausch in Tools zu machen. Das bedeutet für mich erstmal keine Einschränkung in meiner Modellierungsfreiheit. Die Frage sei trotzdem erlaubt, ob man hier die EPK nicht mit aller Gewalt näher an BPMN bringen will. Und falls das so ist, ob das wirklich notwendig ist. Beide Notationen haben Vor- und Nachteile und in ihren jeweiligen Gebieten ihre Existenzberechtigung. Und das wird sich meiner Meinung nach – mit oder ohne Standardisierung – auch nicht ändern.
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