Digitalisierung

OK, ich weiß dass dieser Artikel recht provokant geschrieben ist. Und gleich vorweg; NEIN, ich sehe mich nicht als Spezialisten für das Thema Digitalisierung und ich möchte wirklich niemanden hier auf die Füße treten oder etwas schlechter machen, als es wirklich ist. Nichts desto trotz beschäftige ich mich ja durchaus sehr intensiv mit „artverwandten“ Themenstellungen. Also muss einfach mal raus, was mir schon länger ein wenig auf der Seele brennt.

1. Digitalisierung ist nicht Neues

Digitalisierung - ein alter Hut?

Digitalisierung – ein alter Hut?

Wer kann sich noch an die „alten“ Telefone erinnern? Die mit Wählscheibe? Heute nennt man die analog. Irgendwann kamen dann digitale Telefone, kabellose Telefone, Mobiltelefone usw. Und damit verbunden natürlich neue Geschäftsmodelle. Ein schönes Beispiel dafür, dass Digitalisierung nicht wirklich neu ist. Dennoch ist mit zunehmenden technischen Möglichkeiten ein Hype entstanden, der auf mich immer irgendwie so wirkt, als wenn hier grad was ganz Neues entsteht. Und bei neuen Sachen will man ja möglichst schnell auf den Zug mit aufspringen, um ja nix zu verpassen. Prinzipiell besser zu spät als nie. Das man da schon lange mitfährt, ist den wenigsten aber bewusst.

2. Der zweite Schritt vor der ersten

Zurück zu dem besagten Zug. Aufspringen allein reicht hier nicht, es muss noch schnellstmöglich sein. Problem: oft weiß man nicht mal, was aktuell in seinem Unternehmen überhaupt passiert. Statt Transparenz gibt es Vermutungen und Annahmen. Das ist natürlich schlecht, wenn man etwas Neues tun will, denn es fehlt die solide Basis zur Veränderung. Die Folgen sind vergleichbar mit den vielen Geschichten, in denen große ERP-Systeme eingeführt werden sollten, ohne entsprechend auf die aktuellen Geschäftsprozesse Rücksicht zu nehmen. Harmlos formuliert: es ist eine Herausforderung. Aus meiner Erfahrung aus vielen Veränderungsprojekten kann ich deswegen nur empfehlen: erstmal Hausaufgaben machen, d.h. für Transparenz in den eigenen Prozessen sorgen, dann eine vernünftige Digitalisierungsstrategie überlegen. Nicht umgekehrt.

3. Die Sache mit dem Berufsberater

Als Mitglied der Wirtschaftsjunioren engagiere ich mich an Schulen und führe dort u.a. „Bewerberchecks“ oder „Unternehmer an die Tafel“-Events durch. Ein interessantes Thema dabei ist immer die Berufswahl: „Was soll ich denn mal werden? Was will ich denn überhaupt?“ Meine erste Frage ist dann immer: „war denn schon ein Berufsberater bei euch?“ Wenn die Antwort „ja“ ist, beginne ich zu lächeln.

Viele offene Fragen

Viele offene Fragen

Die Sache ist nämlich die: der Berufsberater, sein Absicht in aller Ehren, hat die Aufgabe, jemanden (also die Schüler) darin zu beraten, welche Jobs es gibt und welche zukünftige Aufgaben denn vielleicht die Richtigen sind. Da frag ich mich immer: hat denn der liebe Berufsberater diese Jobs denn alle schon selbst mal gemacht, damit er darüber urteilen kann? Bei der Fülle der Möglichkeiten in der heutigen Arbeitswelt würde ich zumindest mal bezweifeln, dass es besonders viele sind. Folgt für mich also, dass die Schüler von jemandem zu etwas beraten werden, in dem derjenige selbst keine oder nur wenig Erfahrung hat. Erwartet man dann hier wirklich Qualität? (um mal die Berufsberater aus der Schusslinie zu nehmen: fürs Arbeitsamt gilt das auch).

Kommen wir zum Punkt: Wo sind die digitalen Geschäftsmodelle oder generell die Digitalisierung all derjenigen, die jetzt versuchen, aus jedem Unternehmen ein digitales Unternehmen zu machen. Nicht falsch verstehen, es gibt da ein paar richtig-richtig gute (Beratungs-)Häuser. Bei vielen frage ich mich jedoch:

  • ist denn die Webseite euer einziges digitales Element?
  • Wo ist eure App? Wo seid ihr auf Facebook & Co.?
  • Warum reisen die Berater durch die halbe Welt, sitzen permanent vor Ort und verursachen so unnötige Kosten, anstatt ihre Beratungen im Web durchzuführen?

Oder auf den Punkt gebracht: wo bitte ist euer digitales Geschäftsmodell?

Und dann, wenn mir sowas in den Sinn kommt, muss ich wieder an die Berufsberater denken. Und dann, dann fange ich wieder an zu lächeln.

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