In der Regel schreibe ich in diesem Blog ja immer über meine Erfahrungen bei oder mit Kunden oder versuche, meinen Umgang mit verschiedenen Methoden und Hilfsmitteln zu erläutern. Heute möchte ich aber einmal ausschweifen und einen Blick in die Zukunft werfen. Und mir Gedanken machen, wie denn Business Process Management irgendwann einmal aussehen könnte, oder nach meiner Ansicht aussehen sollte.
Alle Beteiligten sind von BPM total begeistert
Prozessdokumentationen, die nicht gelesen werden? Abläufe, an die sich niemand hält? Projekte, die ohne Beteiligung der Prozessmanager ihr eigenes Süppchen kochen? So etwas gibt es im Jahr 2035 nicht mehr. Prozessmanagement gehört dann nämlich zum Arbeitsleben und ist fest in den Arbeitsalltag integriert. Der Grund hierfür ist recht einfach: BPM läuft wie unsichtbar nebenher. Mitarbeiter und Angestellte bemerken gar nicht mehr, dass sie eigentlich permanent Prozessmanagement betreiben und sie pausenlos damit arbeiten und sogar davon gesteuert werden. Das Prinzip ist recht einfach: was man nicht merkt, ist automatisch erfolgreich und wirkungsvoll. Der menschliche Körper ist hier ein schönes Beispiel: ist man gesund, so funktioniert alles im Körper einwandfrei, ohne dass man es eigentlich mitbekommt. Merkt man irgendwas, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen oder ähnliche Symptome, ist dies ein eindeutiges Zeichen, dass temporär oder auch langfristig etwas nicht in Ordnung ist.
Mitarbeiter werden unsichtbar angeleitet
Unsichtbares BPM, wie soll das funktionieren? Die Antwort liegt in den technischen Systemen und Software, sowie der dazu passenden Methoden, Techniken und Hilfsmitteln. Das alles ist aber so in die eigentlichen Arbeitsabläufe und in den Alltag der Mitarbeiter eingebaut, dass es vollständig unbemerkt passiert, die Mitarbeiter es nicht registrieren und sich so auch keine Gedanken darüber machen (müssen).
So lenken Systeme und Tools die Mitarbeiter bei ihren Arbeiten intuitiv, auch durch komplizierte Abläufe. Intelligente Algorithmen erkennen auch bei komplexen Tätigkeiten, was zu beachten ist und welche Schritte notwendig sind. Die Entscheidungen, die Mitarbeiter treffen müssen, werden auf ein Minimum wesentlicher Punkte reduziert. Mobile Endgeräte sind dafür unersetzlich. Eine komplette Vernetzung innerhalb der Unternehmen ist keine Besonderheit oder Wettbewerbsvorteil, sondern so alltäglich wie heutzutage das Smartphone oder vor 20 Jahren Telefon und Fax. So können Arbeiten an einem Punkt begonnen, und an jedem anderen Punkt fortgesetzt werden. Sowohl von den Örtlichkeiten, als auch in der Reihenfolge.
Neue Prozess werden automatisch erfasst
Aber nicht nur die Steuerung bestehender Abläufe erfolgt unsichtbar, sondern auch die Schaffung und Gestaltung neuer Prozesse ist keine Tätigkeit mehr, die wochenlange Analysen und zig Workshops mehr erfordert. Die Systeme erkennen auf Knopfdruck die Handlungen der Mitarbeiter, und programmieren sie ähnlich wie bei Makros zu neuen Prozessen. Ähnlich kann das System aus gerochener Sprache entsprechende Handlungen generieren. Notationen oder Modelle entfallen, Schnittstellenprüfung und Abstimmung inklusive. Lediglich ein Feintuning ist noch durch Menschenhand erforderlich. Eine Modellierung und anschließende Programmierung und Automatisierung entfällt. Über eine definierte Testphase wird der Ablauf genauestens beobachtet, gegebenenfalls automatisch angepasst, und danach für gut oder nicht brauchbar befunden. Ein agiles Vorgehen wird somit automatisiert ablaufen, ohne dass der Mitarbeiter etwas definieren oder ausführen muss.
Prozesscontrolling inklusive
Bei aller Automatisierung darf natürlich das Controlling nicht fehlen. Big Data sei Dank wird alles aufgezeichnet und ausgewertet. Abweichungen innerhalb bestimmter Grenzen werden dann von den Systemen selbstständig ausgesteuert. Führungsebenen werden nur noch gelegentlich informiert, dann aber passend mit fertigen Handlungsempfehlungen. Ein „OK“ reicht, und das System führt die Anpassungen eigenständig durch. Mitarbeiter merken das natürlich nicht und können sich weiterhin voll auf ihre Aufgaben konzentrieren.
Fazit
Wird es oder kann es solche Szenarien wirklich in Zukunft geben? Und welcher Faktor wird der Mensch dabei spielen? Kann ein solches Szenario ein Vorteil darstellen, um den Menschen zu entlasten und so die Produktivität und Effizienz an ihre Grenzen zu treiben? Oder wird der Mensch vielleicht gar nicht mehr gebraucht? Zumindest lässt die rasante Entwicklung der letzten Jahre, auch im BPM, erwarten, dass es auch in diesem Tempo weitergehen wird. Wohin die Reise geht, warten wir es ab. Eigentlich ist es ja ganz schön, nicht alles im Voraus zu wissen, und die spannende Entwicklung live mitverfolgen, vielleicht sogar mitprägen zu können. Und bei einem bin ich mir sicher: auch im Jahr 2035 und lange danach, wird der Mensch immer noch die wichtigste „Arbeitsressource“ sein.
2 Kommentare
Ich bin dafür, dass es so oder ähnlich laufen muss, denn die meisten modellierten Prozesse von heute leben nicht. Die wichtigen Informationen findet man verstreut in x Dokumenten, der Prozess ist weder vollständig noch richtig noch brauchbar dargestellt. Deshalb nutzt ihn auch keiner als Arbeitsanleitung. Ich stelle mir allerdings die Frage, wie Software automatisch bessere Prozesse schaffen soll. Wenn er nur aufnimmt, wie Prozesse heute ausgeführt werden, bleibt das Ganze meist ineffizient. Wahrscheinlich wird es doch noch Nachdenken von allen Beteiligten brauchen. Der Computer kann allerdings viele Hinweise liefern, wo in der Optimierung angefasst werden muss.
Eine schöne Zukunft für das Business Process Management (BPM).
Glaube vieles davon wird garnicht bis 2035 dauern.