Geht es um die Modellierung von Prozessen, spricht man oft z.B. über Prozesssichten, Objekte und Attribute oder andere modellspezifischen Inhalte und Eigenschaften. Worüber man sich allerdings selten tiefergehende Gedanken macht: Wie soll denn das Prozessmodell eigentlich heißen?! Dabei ist eine sinnvolle Benennung eigentlich sehr wichtig, vor allem für EPK.
Der Titel des Prozessmodells als Visitenkarte
Oft habe ich schon folgende Erfahrung gemacht: ich navigiere durch eine Prozesslandschaft, entweder weil ich auf der Suche nach einem bestimmten Prozess bin, oder weil ich mich durch die Prozesse arbeite. Ich öffne dann den einzelnen (EPK-) Prozess, gehe bis ans Ende durch die einzelnen Schritte und stelle erschreckt fest, dass ich eigentlich ganz andere Erwartungen an den Inhalt des Prozesses hatte. Diese Erwartungen wurden bei mir durch den entsprechenden Titel geweckt. Ist der Titel also schlecht oder unpassend gewählt, können Missverständnisse oder erhöhter Zeitaufwand bei der Prozessarbeit entstehen. Somit sehe ich den Titel bzw. die Benennung eines Modells als eine Art Visitenkarte, die kurz und bündig sagt, was mich zu erwarten hat. Steht auf einer Business-Visitenkarte „Rechtsanwalt“, vermute ich dort ja auch keinen Immobilienmakler. Und würde mich ärgern, wenn das doch so wäre.
Wie man einen passenden Titel wählt
Vor allem in Prozessen mit detaillierten Beschreibungen, wie z.B. der EPK, ist also eine gute Titelwahl sehr wichtig. Ausschlaggebend für eine gute Benennung sind für mich folgende zwei Faktoren
- Die richtige Einordnung in die Prozessstruktur und Prozesslandschaft
- Die richtige Beziehung zwischen Prozesstitel und Endereignis
Zu 1) Zunächst einmal ist natürlich wichtig, dass der jeweilige Prozess passend in den jeweiligen Zusammenhang eingeordnet ist. D.h. hier ist es schon besonders wichtig, sich bei der Strukturierung der Prozesse in den oberen Prozessebenen zu überlegen, welche Prozesse ich dort abbilden will und welche Inhalte hier dazugehören. So kann man vermeiden, dass man unter einem Prozess Inhalte findet, die man dort eigentlich nicht vermutet.
Zu 2) Besonders wichtig finde ich auch, dass der Prozess entsprechend seines Titels abgeschlossen wird und somit die inhaltliche Erwartung auch bestätigt wird. Dazu empfehle ich immer zu versuchen, das Endereignis gemäß dem Titel zu wählen. Will ich zum Beispiel den Prozess „Reifen kaufen“ beschreiben, so ist ein Endereignis „Reifen (sind) gekauft“ ein sinnvoller inhaltlicher Abschluss. Ein Endereignis „Reifen (sind) montiert“ dagegen geht schon weit über das Kaufen hinaus und korreliert nicht mit den Erwartungen an den Prozess aus dem Prozesstitel.
Empfehlung
Die richtige Benennung eines Prozessmodells kann viele Vorteile haben. Z.B. dient es einer klaren Strukturierung, sorgt für saubere, abgetrennte und überschaubare Prozesse. Und erleichtert die Suche nach Prozessen. Meine Empfehlung lautet daher immer: schon beim Einordnen der Prozesse in die Prozesslandschaft für klare Verhältnisses sorgen und das Endereignis immer auf den Titel beziehen (oder umgekehrt). Im Nachgang kann man dann immer leicht prüfen: entspricht der Inhalt des Modells meinen Erwartungen? Habe ich zu viel oder zu wenige Inhalte dazu modelliert? Passt der Inhalt in meine Struktur? Eigentlich eine leicht Aufgabe, mit dafür umso größerem Nutzen.
Und im Zweifelsfall: lieber mehrere kleine Modelle als ein zu großes:
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