Ich glaube ich brauche es ja schon lange nicht mehr zu verheimlichen: Ja, ich bin der festen Überzeugung, dass es ohne Geschäftsprozesse und das richtige Prozessmanagement nicht geht. Ich weiß aber auch, dass dieses Thema in vielen Unternehmen noch gar nicht auf der Agenda steht, und wenn – auch bei den Großen – oft nur stiefmütterlich.
Prozessmanagement bietet ja viele Vorteile. Einer der bekanntesten ist aber sicherlich, dass man durch Prozessoptimierung auch Kosten reduzieren kann. Oder anders ausgedrückt: Geld sparen kann. Obwohl das jeder weiß, ist es dennoch kaum ein wirklicher Motivationsfaktor, um sich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. Das verwundert mich.
Der Spar-Trieb
Es verwundert mich, weil die meisten Menschen, vor allem im Privatleben, oft jedem Cent hinterherrennen und kaum eine Möglichkeit auszulassen, irgendwo ein paar Euro zu sparen. Zu den bekanntesten Beispielen gehören heutzutage sicherlich Portale wie check24.de. Dort kann ich z.B. Strom- und Gastpreise vergleichen. Kann ich 200€ sparen? Direkt zugeschlagen.
Andere bekannte Modelle sind der Vergleich von Versicherungen. Die Kfz-Versicherung wechselt man gerne, auch wenn es nur 20€ im Jahr weniger sind. Für den täglichen Bedarf werden Vergleichsportale oder die klassischen Werbeprospekte durchforstet, um ja keinen Cent zu viel zu zahlen. Und Tarifoptimierer für Handy und Telefon lauern an jeder Ecke. Hier 5€ weniger im Monat, da 1GB mehr Datenvolumen. Jawohl, das nehme ich alles gerne mit.
Versteht mich hier bitte nicht falsch: auch ich nutze solche Portale und Angebote, weil auch ich gerne den optimalen (=günstigsten) Preis bezahle. Und Geld sparen macht ja irgendwie glücklich.
In Unternehmen: verkehrte Welt
Alles in allem spart man da im Privaten dann mal, ich würde sagen, hier und da mal dreistellige Beträge. Großartige Sache. Da liegt doch der Verdacht nahe, dass die Einsparungsmöglichkeiten in Unternehmen um ein Vielfaches höher sind, und man sollte denken, dass auch dort jede Möglichkeit genutzt wird, richtiges Geld zu sparen. Wie im Einstieg bereits erwähnt, ist das bei Leibe aber nicht oft der Fall.
An dieser Stelle muss ich schnell einmal „Stop“ sagen. Jeder, der mich und meine Arbeit kennt, weiß, dass es mir in erster Linie darum geht, das Arbeiten der Menschen besser und einfacher zu machen. Dass dadurch oft Kosten gespart werden können ist ein wunderbarer Seiteneffekt. Es ist aber niemals, auch nicht hier, mein Sinn, Prozessmanagement nur für Kosteneinsparungen zu proklamieren.
Die Suche nach dem Grund
Tatsächlich kenne ich den wirklichen Grund nicht, warum Menschen im privaten (oft) solche Sparfüchse und Vorteilssammler sind, dafür in den Unternehmen, dort wo oft, nein sogar fast immer, richtig Kohle gespart werden kann, sich mit Händen und Füßen wehren. Es ist aus meiner subjektiven Sicht schlicht nicht verständlich. Deswegen kann ich nur vermuten, warum das so ist:
- Der Eigenanteil: im Prozessmanagement muss ich mich selbst beteiligen und mitmachen. Das bedeutet Arbeit und Aufwand. Ein Wechsel eines Handyertrags ist meist eine Unterschrift, der Rest macht ein anderer.
- Angst vor Transparenz: wenn ein Dritter weiß, wieviel Strom ich verbrauche oder wie viele km ich mit welchem Auto fahre, dann ist das den meisten egal. Prozessmanagement wird aber oft assoziiert mit: da kommt jemand und will ALLES über mich und das Unternehmen wissen. Ich muss streng geheimes Wissen und Daten weitergeben. Das können und wollen viele einfach nicht.
- Angst vor Unwissenheit: Prozessmanagement? Geschäftsprozesse? Ja, schonmal gehört. Aber richtig wissen tut man es auch nicht. Alles sehr kompliziert und theoretisch. Und vermutlich auch nur für die großen Dax-Konzerne wichtig. Ich glaube hier ist es die Scheu vor Neuem, etwas, das man nicht kennt.
- Angst vor Macht-/Kontrollverlust: Da kommt ein externer Berater, der zeigt MIR was ich besser machen soll. Das ist etwas, mit dem viele nicht umgehen können. Für die ist sowas eher eine persönliche Niederlage. Dabei will man ja nur weiterhelfen.
- Angst vor Unfähigkeit: es kommt jemand, der zeigt wie man sparen kann oder etwas besser macht. Dann denkt jeder: warum hat das unser Management nicht erkannt. Die können nichts und sind alle unfähig. Auch hier steht eine persönliche Beurteilung vor dem Gesamtwohl.
Fazit:
Den menschlichen Spartrieb kann man in der analogen und digitalen Welt permanent verfolgen. In den Unternehmen ist das oft noch nicht so. Zu mindestens was die Beteiligung eines professionellen Prozessmanagement betrifft. Die Gründe hierfür sind mir noch schleierhaft. Die Vermutung liegt aber Nahe, dass es sich um falsche Glaubenssätze oder persönliche Einstellungen handelt. Schade, denn da ist oft mehr drin.
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