False Friends in Unternehmen
False friend oder Fauxami (falscher Freund) ist ein Begriff aus der Interlinguistik und bezeichnet Wortpaare aus verschiedenen Sprachen, die sich äußerlich stark ähneln, aber in ihren jeweiligen Sprachen eine unterschiedliche Bedeutung haben.
Beispiel: englisch warehouse klingt wie Warenhaus, bedeutet aber „Lager(halle), Großmarkt“. Englisch Gymnasium ist nicht das Gymnasium, sondern die Turnhalle
(Quelle: wikipedia)
Wie in Fremdsprachen, so gibt es auch im Unternehmen viele false friends. Diese sorgen nicht nur für Missverständnisse, sondern kosten manchmal viel Nerven & Geld.
Ein paar Beispiele.
Neue Mitarbeiter sollen entlasten
Überstunden, Arbeit bleibt liegen, Fehler entstehen. Und der Mitarbeiter A sagt es selbst: „Chef, ich schaffe es kaum noch.“ Ein neuer Mitarbeiter muss her.
Und tatsächlich: man findet einen passenden Mitarbeiter, der die notwendigen Qualifikationen und Motivation mitbringt.
Aber: schnell wird klar, dass die Überlastung und der Stress nicht abnehmen. Manchmal tritt sogar das Gegenteil an, und die Last wird größer.
Was ist passiert: Mitarbeiter A war deutlich überlastet. Das hat aber nicht an seinem eigentlichen Arbeitspensum gelegen, sondern weil er ständig irgendwelche Dinge tun musste, die gar nichts mit seinen eigentlichen Kernaufgaben zu tun haben. Bei dem neuen Mitarbeiter war es dann ähnlich.
Wer Mitarbeiter entlasten möchte, sollte zunächst für effektive & effiziente Prozesse sorgen. Dann können neue Mitarbeiter nach ihrer Einarbeitung den Mehrwert direkt steigern.
Das neue Tool soll die Effizienz steigern
Viele manuelle Arbeit. Überall liest und hört man von der Digitalisierung. Und ständig wird man mit Angeboten konfrontiert. Es ist Zeit zu handeln!
Und tatsächlich: man findet schnelle eine günstige Lösung. Die Vorteile und Nutzen sind wunderbar. Die Bewertungen top. Und der Verkäufer garantiert, dass sich die Effekte schnell einstellen.
Aber: Nicht alles nutzen das Tool. Einige beschweren sich. Ein paar Aufgaben können nicht so erfüllt werden, wie man es gerne hätte. Dazu gibt es gefühlte 1000 Funktionen & Möglichkeiten, die gar nicht benötigt werden. Nein, statt einfacher wird es komplexer.
Was ist passiert: das neue Tool wurde nicht auf Basis der vorliegenden Prozesse ausgewählt. Wie Thorsten Dierks, ehemaliger Vorsitzender der Telefonica AG, schon schön sagte: „Digitalisiert man einen Scheiß Prozess, hat man am Ende halt einen Scheiß digitalen Prozess.“
Wer automatisieren und digitalisieren möchte, sollte vorher seine Prozesse transparent machen und daraus die Anforderungen an die IT-Lösungen bestimmen. Dann bekommt man auch das, was man wirklich braucht.
Der neue Tischkicker verbessert die Zusammenarbeit
Stress. Schlechte Stimmung. Vielleicht sogar eine hohe Mitarbeiterfluktuation. Es muss was für das Team gemacht werden. Ein Tischkicker geht immer!
Und tatsächlich: begeistert wird in den Pausen gekickt. Gegrölt, abgeschlagen, gefeiert und gelitten.
Aber: Zwei Stunden später ist wieder alles vergessen. Produktionsmitarbeiter und Einkäufer schreien sich an, weil das benötigte Material nicht da ist.
Was ist passiert: sicherlich verbessern Tischkicker die Stimmung im Team. Was sie aber nicht tun: die Zusammenarbeit verbessern. Wenn die Prozesse schlecht sind und die Zusammenarbeit nicht gut gestaltet ist, kommt es immer wieder zu Konflikten.
Wer die Zusammenarbeit verbessern möchte, sollte sich um die Prozesse kümmern. Dann bleibt auch die Stimmung nach einer Runde Kicker oben.
Fazit
Aktionismus kann zu Maßnahmen führen, die vordergründig gut und sinnvoll erscheinen, dann aber doch nach hinten losgehen. In vielen Bereichen helfen transparente Prozesse dabei, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wichtig aus meiner Sicht ist, daraus keine Wissenschaft zu machen und einfach & pragmatisch zu bleiben.
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